Die “guten Gäste” im Eulenspiegel zeichnen sich dadurch aus, dass sie niemals und unter keinerlei Umständen gegen die vorgegebene Etikette aufbegehren oder dem Wirt gar “Ezzes” geben wollen. Sie bleiben, ganz im Gegenteil, stets bemüht, sein Wohlwollen mittels guter Manieren und diskret verabreichter Trinkgelder zu erheischen. Kurzum, der “gute Gast” beweist immer seine lang geübte Anpassungsfähigkeit, die ihrerseits den milden Stolz des Wirtes macht. Der sogenannte “gute Gast” wird sich dann auch stets mit dem guten Gefühl aus dem Wirtshaus verabschieden, wahrhaft Bedeutendes geleistet zu haben, weil er den Leichtsinn scheut, das Wirtshaus gegebenenfalls zum eigenen Vergnügen aufzusuchen. Der “schlechte Gast” dagegen bleibt ein Phänomen der Wirtshausgeschichte an dem schon die großen Geister gescheitert sind. Betreten nach seinem verschollenen Hopfengetränk ausschauhaltend, das nicht und nicht kommen will, während ringsum alles genussvoll an den Gläsern ringt, wird das Unglück des “schlechten Gastes” vollkommen, reklamiert er nach einer 1/2 Stunde vergeblichen Wartens völlig deplaciert seine Bestellung. Eisiges Schweigen. Nicht nur der Befragte, auch sämtliche seiner “guten Gäste” werden ihre Blicke sogleich angewiedert abwenden - der Wirt, um seine Dominanz anschaulich unter Beweis zu stellen, jene, um sich ihrer wohlerworbenen Privilegien zu erfreuen.

So nimmt im alten Wirtshaus alles seinen schmunzelnden unabänderlichen Verlauf, der nur der altbekannte Ruf der wohlverdienten “Last Order” unterbricht, die sich allnächtlich erneuert. Noch Generationen von Wiershausgästen werden dies vernehmen...

 

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